Operetten-Lexikon

Polenblut

Operette in 3 Akten
Musik von Oskar Nedbal
Text von Leo Stein
Uraufführung: 25. Oktober 1913 im Carltheater in Wien (Österreich)

Die Operette "Polenblut" ist wohl Oskar Nedbals bekanntestes Werk und wird in Wien von 1913 bis 1926 über 3000 Mal aufgeführt.  Das Libretto verfasst Leo Stein nach der literarische Vorlage "Das Fräulein als Bäuerin", eine Erzählung von Alexander Sergejewitsch Puschkin.

Rollen

Helena Zaremba (Sopran)
Graf Boleslaw Baranski (Tenor)
Wanda Kwasinskaja, Tänzerin an der Warschauer Oper (Soubrette)
Bronio von Popiel, Baranskis Freund (Tenorbuffo)
Jan Zaremba, Gutsherr, Helenas Vater (Bass)
Jadwiga Pawlowa, Wandas Mutter (Alt)
Gorski, ein Edelmann (Tenor)
Wolenski, ein Edelmann (Tenor)
Senowicz, ein Edelmann (Bass)
Mirski, ein Edelmann (Bass)
Frau von Drygulska (Sopran)
Komtesse Napolska (Sopran)
Wlastek, Diener (Bariton)

Ballgäste, Edelleute, Bauernvolk, Musikanten, Lakaien, Kinder

Handlung

1. Akt: Auf einem großen Ball in Warschau zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Graf Boleslaw Baranski, von seinen Freunden nur Bolo genannt, liebt die heiteren Seiten des Lebens mehr als die Arbeit. Er hat sein großes Gut völlig heruntergewirtschaftet und ist in die Tänzerin Wanda Kwasinskaja verliebt. Sie verursacht ihm aber nur Kosten. Ganz anders verhält es sich bei Bolos polnischem Freund Jan Zaremba. Er verwaltet sein Gut gewinnbringend. Zaremba möchte seinem Freund helfen, wenn dieser seinen Lebenswandel ändern würde. Er hat eine Tochter Helena, die kräftig zupacken kann. Sie ist sehr energisch und hat richtiges Polenblut. Wenn Bolo sie zur Frau nähme, dann würde sie ihn schon auf den richtigen Weg führen. Helena, die doch schon lange für Bolo schwärmt, ist bereit, eine Ehe mit ihm einzugehen.

2. Akt: Auf dem Gut von Graf Baranski
Als Zaremba Bolo das Angebot macht, seine Tochter zu heiraten und so in den Genuss einer großzügigen Mitgift zu kommen, lehnt dieser aber ab. Seine Frau müsse entweder von Adel sein oder einen künstlerischen Beruf haben. Als Helena dies hört, sinnt sie auf Rache. Bolos Wirtschafterin hat gerade ihren langjährigen Dienst bei ihm quittiert und das bringt Helena eine Idee. Sie verbündet sich mit Bolos Freund Bronio von Popiel und sorgt dafür, dass er sie Bolo als neue Wirtschafterin empfiehlt. Damit sie nicht erkannt wird, verkleidet sie sich als einfaches Bauernmädchen Marynia. Sie bedingt sich von ihrem Herren aus, dass sie bei allen Entscheidungen, das Gut betreffend, das letzte Wort habe. Bolo stimmt zu. Auf dem Gut weht jetzt ein ganz anderer Wind. Zuerst weist die Wirtschafterin Marynia Bolos windige Freunde aus dem Haus. Dann versteckt sie Bolos Alkohol. Dieser ist von seiner neuen Wirtschafterin fasziniert und verblüfft zugleich. Er vergisst allmählich sein früheres Lotterleben und arbeitet von früh bis spät. Mit seinem Gut geht es nach und nach aufwärts und plötzlich entdeckt er, dass er sich in Marynia verliebt hat.

3. Akt: Auf dem Gut von Graf Baranski
Im Herbst wird die reiche Ernte eingefahren. Fröhlich feiern die Mägde und Knechte das Erntedankfest. Nach altem Brauch muss der Gutsherr jemandem von seinen Untergebenen die Erntekrone aufs Haupt setzen. Es überrascht nicht, dass er dazu Marynia auserkoren hat. Zugleich bittet er sie, seine Frau zu werden. Marynia gesteht ihm, dass sie in Wirklichkeit  Helena Zaremba ist. Ihre einstige Absicht der Rache hat sich inzwischen ihn Liebe gewandelt. Beide sind überzeugt, dass sie sich gegenseitig aufs Prächtigste ergänzen und heiraten.

Musiknummern

Ich bin ein Diplomat
Ich kenn ein süßes Frauchen
Brüder, ich bin verliebt (Marschlied)
Ihr seid ein Kavalier (Walzerlied)
Immer nur ländlich und sittlich
Mädel, dich hat mir die Glücksfee gebracht
Nach der Arbeit schweren Tagen (Erntedankszene)

Orchesterbesetzung

Streicher
2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotti, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen
Harfe, Schlagwerk