Operetten-Lexikon

Die schöne Helena

Operette in 3 Akten
Musik von Jacques Offenbach
Text von Henri Meilhac und Ludovic Halevy
Uraufführung: 17. Dezember 1864 im Theater des Varietes in Paris (Frankreich)

Mit der Operette "Die schöne Helena" kann Jacques Offenbach an den Erfolg mit "Orpheus in der Unterwelt" anschließen. Beide Werke sind Parodien auf das antike Griechenland, jedoch wird gleichzeitig auch die bessere Gesellschaft des französischen Kaiserreichs unter Napoleon III. parodiert. Im Unterschied zu "Orpheus in der Unterwelt" ist in "Die schöne Helena" die Titelrolle mit einem weiblichen Star, in der Uraufführung dargestellt von Hortense Schneider, besetzt. Die Handlung der Operette schildert die Entführung der Helena durch Paris. Der Textdichter Ludovic Halevy hat als hoher Beamter intime Kenntnisse über die Pariser Politik und lässt dadurch im Textbuch der Gesellschaftskritik viel Raum. Die schöne Helena kann als Abbild der Kaiserin Eugenie gesehen werden und deren Ehegatte Menelaos porträtiert den Kaiser Napoleon III.

Rollen

Menelaos, König von Sparta (Tenorbuffo)
Helena, Gattin des Menelaos (Sopran)
Paris, Sohn des Königs Priamos (Tenor)
Kalchas, Großaugur des Gottes Jupiter (Bass)
Orestes, Sohn des Agamemnon (Alt)
König Agamemnon (Bariton)
Pylades, Freund des Orestes (Mezzosopran)
König Achilles (Tenor)
König Ajax I. (Tenor)
König Ajax II. (Tenor)
Bacchis, Vertraute Helenas (Mezzosopran)
Leaena, Parthenis und Thetis (Soprane)
Philocomus, ein Tempeldiener
Euthycles, ein Schlosser

Volk, Dienerschaft, Wachen, Sklaven und Tänzerinnen

Handlung

1. Akt: Tempelplatz in Sparta, kurz vor dem Beginn des Trojanischen Krieges
Die Gattin des Königs von Sparta ist die schönste Frau der Welt. Helena ist auch selbst von ihrer Schönheit überzeugt. Ihr betagter und trotteliger Ehemann kann sie nicht mehr befriedigen. Deshalb bittet Helena die Göttin der Liebe Venus, ihr endlich wieder einen richtigen Liebhaber zu schicken. Sie denkt dabei an den jungen Schäfer, dem Venus einst die schönste Frau der Welt versprochen hat. Aber auch Menelaos kennt diese Geschichte und fürchtet um die Treue seiner Frau. In Sparta findet gleichzeitig ein geistiger Wettkampf statt, an dem Prinz Paris aus Troja, getarnt als Schäfer, teilnimmt. Er kann jede Frage richtig beantworten und weckt so das Interesse der schönen Helena. Der von Paris bestochene Priester Kalchas verkündet dem Volk, die Götter hätten befohlen, dass sich Menelaos nach Kreta begeben müsse. Mit schwerem Herzen und in großer Sorge um seine Frau Helena tritt dieser die Reise an.

2. Akt:
Im Schlafzimmer der Helena
Kalchas hat Helena für die Nacht einen wunderschönen Traum versprochen. Als sie in ihrem Schlafzimmer Paris erblickt, ist sie überzeugt, dass jetzt der Traum wahr werde. Beide verbringen eine befriedigende Liebesnacht. Doch Menelaos kehrt früher als erwartet von seiner Reise zurück und ertappt seine Frau beim Seitensprung. Bevor er Paris verhaften lassen kann, gelingt diesem die Flucht.

3. Akt:  Auf der Strandpromenade in Nauplia
Die bessere Gesellschaft von Griechenland erholt sich in Nauplia. Auch König Menelaos und seine Gattin Helena besuchen das Seebad. Menelaos hat in seiner Verzweiflung ein Bittgesuch beim Großauguren der Göttin Venus eingereicht, damit die Schuldfrage des Seitensprung endlich geklärt werde. Helena beharrt nämlich eisern darauf, völlig unverschuldet in die "Notlage" geraten zu sein. Als der weißhaarige und ehrfurchtsvolle Großaugur Helena auffordert, mit ihm nach Cythere zu fahren, befiehlt Menelaos seiner Gattin sofort das Schiff zu besteigen. Zu spät entdeckt er, dass er hereingelegt worden ist. Als das Schiff vom Strand entfernt ist, enttarnt sich der Großaugur als Prinz Paris, der die schöne Helena entführt. Und diese Entführung ist der Beginn des Trojanischen Krieges.

Musiknummern

Bin Menelaos, der Gute
Ich bin Ajax der Erste
Wahre Lust und Heiterkeit
Ach, lieber Mann, lass dich belehren