Operetten-Lexikon

Die kleine Baronesse (La Baronne de Haut-Castel)

Operette in 1 Akt
Musik von Frédéric Barbier
Originaltext von Laurencin
Uraufführung: 1877 im Café-Concert Eldorado in Paris (Frankreich)
Dt. Text von Daniel Hirschel
Dt. Erstaufführung: 4. Juli 2015 in Halle (Deutschland)

Die Operette "Die kleine Baronesse" ist eine temporeiche, von unerwarteten Wendungen und von Situationskomik überbordende Pygmalion-Geschichte für nur 3 Personen aus dem Paris der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wie in den Stücken von Eugène Labiche werden auch hier die Grundfesten der bürgerlichen Werte demontiert, um schließlich versöhnlich zu enden.

Rollen

Virginie
Edgar
Baron Vieux-Pingouin

Handlung

Edgar, der junge Neffe des Baron de Pingouin, möchte seine junge Geliebte Virginie seinem Onkel vorstellen und muss sie für die höheren adligen Kreise gesellschaftsfit machen. Die einfache Fischerin ist aber eine starke, sich durchsetzende, aber nicht intellektuelle Frau. Anders als erwartet, läßt sich Virginie aber nicht verbiegen und führt den unerwartet auftauchenden Onkel erfindungsreich hinters Licht. Da bekommt ein nicht existierendes Kind, für das der Onkel bereits viel Geld geschickt hat, plötzlich die Pocken oder es gibt auf Helgoland gar wilde Löwen.

Baron Vieux-Pingouin selbst hat ein ganz anderes Problem. In der neuen bürgerlich-liberalen französischen Gesellschaft Mitte der 1870er Jahre ist sein Adelstitel nur mehr wenig wert. Nur mit einer spektakulären Entdeckung, glaubt er in die Geschichte eingehen zu können. Er hat nämlich entdeckt, dass die berühmte Schlacht von Alésia vorgeblich in seinem Vorgarten statt gefunden hat und zudem noch einen Knochen vom Pferd des Vercingetorix gefunden, den er an der Académie Nationale präsentieren muß. In seinem Streben nach Weltgeltung, Ruhm und Anerkennung wird der stets um die ebenbürtige Heirat seines Neffen bemühte Baron letzten Endes vorgeführt, als er die ordinäre Fischerin tatsächlich für eine Baronin Haut-Castel hält.