Operetten-Lexikon

Die Reise zum Mond

Fantastische Oper in 4 Akten und 23 Szenen
Musik von Jacques Offenbach
Text von Albert Vanloo, Eugène Leterrier und Arnold Mortier nach dem Roman "Von der Erde zum Mond" von Jules Verne
Uraufführung: 26. November 1875 im Théâtre de la Gaîté in Paris (Frankreich)

Bereits während seiner Zeit als Direktor des Théâtre de la Gaîté wird Offenbach die Idee zu diesem Werk vorgelegt, aber aus Geldmangel nicht umgesetzt. Erst der neue Direktor des Théâtre de la Gaîté, Albert Vizentini, greift die Idee wieder auf und Offenbachs Beitrag beschränkt sich auf die Komposition. Das Textbuch von Albert Vanloo, Eugène Leterrier und Arnold Mortier basiert auf dem Roman "Von der Erde zum Mond"  von Jules Verne aus dem Jahr 1865. Die Uraufführung findet am 26. November 1875 im Théâtre de la Gaîté statt. Bei dieser Produktion werden keine Kosten gescheut. Es gibt 24 großartige Bühnenbilder mit zahlreichen Überraschungseffekten für die Zuschauer und 673 verschiedene Kostüme. Sogar ein echtes Kamel erscheint auf der Bühne. Die Hauptrolle des Prinzen Caprice übernimmt Zulma Bouffar. Die Reise zum Mond wird im Frühjahr 1876 auch in London im Alhambra Theatre und im Theater an der Wien aufgeführt. Im Frühjahr 1877 wird die Produktion im Théâtre du Châtelet in Paris wieder aufgenommen.

Rollen

König Zack
Kosmos
Prinz Quipasserparla
Mikroskop
Kaktus
Kosinus
Parabase
Phichipsi
Rechteck
Omega
Koeffizient
A-Plus-B
Eine Wache
Ein Bourgeois
Ein Poet
Ein Schmiedearbeiter
Grosbedon
Der Kommissar
Ein Sklavenhändler
Ein Sélénite
Prinz Caprice
Prinzessin Fantasie
Königin Popotte
Flamme
Adja
Phoebé
Stella
Eine Schmiedearbeiterin
Hyperba
Microma (oder Ita)
Bella

Bürger, Höflinge, Astronomen, Schmiede, Artilleristen, Mondbewohner, Berater, Trauzeuginnen, Wachen, Börsenmakler und Spekulanten.

Handlung

1. Akt (1. bis 4. Szene)
König Zack bereitet ein Fest zu Ehren seines Sohnes, Prinz Caprice, der von einer langen Reise zurückgekehrt ist, vor. Der König überlässt dem Prinzen die Krone, aber Caprice lehnt sie ab. Er will nicht regieren und heiraten, sondern frei sein. Als er den aufgehenden Mond sieht, weiß der Prinz, wohin er gehen will. Er bittet seinen Vater, ihn an diesen unbekannten und unerforschten Ort reisen zu lassen. Der König gibt nach und beauftragt Mikroskop, den größten Gelehrten des Reiches, einen Weg dorthin zu finden. Mikroskop findet einen Weg, um zum Mond zu gelangen, mit einer von einer Kanone abgefeuerte Granate. König Zack, Prinz Caprice und Mikroskop steigen ein und mit einer gewaltigen Detonation wird die Granate auf den Mond abgefeuert.

2. Akt (5. bis 11. Szene)
Die Mondbewohner beobachten voll Angst einen schwarzen Punkt am Himmel. Sie fragen sich, ob es sich vielleicht um etwas handelt, das von den Erdenmenschen geschickt wird, um sie auszurotten. Kosmos, der König des Mondes, und sein Ratgeber Cactus beruhigen das Volk, denn die Wissenschaft hat ja bewiesen, dass die Erde unbewohnt sei. Mit einem schrecklichen Krachen landet die Granate auf einem Haus und Zack, Caprice und Mikroskop sehen einen trostlosen Planeten. Ihre Stimmung verschlechtert sich, da kein Proviant mehr vorhanden sind. Kosmos erscheint, um die Eindringlinge zu fragen, woher sie kommen. Ihre unverschämte Antwort führt dazu, dass er sie zu Gefängnisstrafen verurteilt. Aber es ist Fantasias Geburtstag und sie bittet ihren Vater die Gefangenen als Geburtstagsgeschenk zu befreien. Kosmos akzeptiert und zeigt Zack, Caprice und Mikroskop den Staatsdienst des Mondes. Prinz Caprice umwirbt Fantasia, aber sie kennt die Liebe nicht, da diese auf dem Mond nur als Krankheit existiert. Caprice ist verzweifelt und isst einen Apfel. Von dieser ihr unbekannten Frucht angezogen, probiert sie auch. Sofort verliebt sie sich in Caprice.

3. Akt (12. bis 15. Szene)
Die Ärzte untersuchen die "kranke" Fantasia. Sie flieht und findet Caprice. Dieser schlägt vor, Kosmos mit einem Getränk auf Apfelbasis verliebt zu machen. Kosmos will die "kranke" Fantasia verkaufen, so wie es auf dem Mond üblich ist, wenn einem eine Frau nicht mehr gefällt. Caprice verspricht Fantasia, dass er sie kaufen wird. Mikroskop wird von Caprice beauftragt, die Prinzessin zu kaufen. Zack und Caprice erscheinen als Scharlatane verkleidet und bieten ein Elixier an, das schlank machen soll. Kosmos trinkt davon und gerät in Panik, weil er glaubt, er sei vergiftet worden. Quipasserparla gewinnt Fantasia beim Verkauf und nimmt sie mit seinem Harem mit ins Land der Bauchigen. Auch Mikroskop kommt nach, gefolgt von Popotte, die aber von Kosmos verführt wird, der sich unsterblich in sie verliebt hat. Popotte erwidert seine Liebe nicht und so läßt er sie das Elixier trinken, das sie zum Verlieben bringen soll. Doch Mikroskop kommt zufällig vorbei und sie verliebt sich stattdessen in ihn. Zack und Caprice treffen auf der Suche nach Fantasia ein. Caprice findet Fantasia und flieht mit ihr. Da kommt der wütende Kosmos und Zack und Mikroskop werden trotz ihrer falschen Bäuche entlarvt. Die königlichen Wachen bringen Caprice und Fantasia zurück. Quipasserparla verzichtet auf die Prinzessin.

4. Akt (16. bis 23. Szene)
Zack, Caprice und Mikroskop werden vor Gericht gestellt und dazu verurteilt 5 Jahre in einem erloschenen Vulkan zu verbringen. Sie werden auf den Gipfel des Vulkans gebracht und gemeinsam mit Kosmos in einem Korb in den Krater hinabgelassen. Als sie unten ankommen, durchtrennt Popotte das Seil. Sie wirft ihrem Mann vor, er wolle Mikroskop zugrunde richten. Es stellt sich heraus, dass Fantasia im Korb verstaut war und mit Caprice sterben wollte. In dieser verzweifelten Situation verspricht Kosmos den Gefangenen ihre Freiheit, wenn sie einen Ausweg finden. Der Vulkan beginnt auszubrechen. Mikroskop wird durch eine Explosion ins All geschleudert. Lava füllt die Landschaft, es regnet Asche und bedeckt die gesamte Bühne. Caprice, Fantasia, Kosmos und Zack liegen ohnmächtig am Boden. Mikroskop, der sich in einer Felsspalte versteckt hatte, weckt sie auf. Alle sind gerettet. Die Erde erhebt sich und erstrahlt im Polarlicht. Die Menschen stürmen weiter und begrüßen die Erde, deren Licht durch den Weltraum scheint.