Operetten-Lexikon

Die Fledermaus

Operette in 3 Akten
Musik von Johann Strauss
Text von Richard Genée und Carl Haffner, nach Henri Meilhac und Ludovic Halevy
Uraufführung: 5. April 1874 im Theater an der Wien (Österreich)

Der Text der Operette "Die Fledermaus" handelt nach dem Vaudeville (= burleskes Singspiel) "Le Reveillon" von Henri Meilhac und Ludovic Halevy. Aristokraten, Bürger und Dienstboten vergnügen sich auf einem Fest, verbrüdern sich, es gibt jeder vor, jemand anderer zu sein, und zum Schluss schiebt man die Schuld auf den Champagner. Bearbeitet wird dieser Stoff für die Strauss-Operette von Richard Genee und Carl Haffner. Auch die Musik entsteht in enger Zusammenarbeit von Johann Strauss mit Richard Genee. Die Partitur hat ursprünglich die Länge einer aufwendigen Spieloper. Nur sehr selten wird daher das Stück in Originallänge gespielt. Nicht weniger als 30 Rollen, grosser Chor und Ballett, fünf umfangreiche Nationaltänze sind von Johann Strauss vorgeschieben.

Rollen

Herr von Eisenstein, Rentier (Tenor)
Rosalinde, seine Frau (Sopran)
Frank, Gefängnisdirektor (Bariton)
Prinz Orlofsky (Mezzosopran/Alt)
Alfred, Rosalindes Jugendfreund und Sänger (Tenor)
Dr. Falke, Notar (Bariton)
Adele, Eisensteins Stubenmädchen (Sopran)
Dr. Blind, Advokat (Bass)
Ida, Adeles Schwester (Sopran)
Frosch, Gefängniswärter (Komiker)

Gäste des Prinzen (Chor) und Ballett

Handlung

Die Handlung spielt in einem Badeort in der Nähe einer grossen Stadt. Die Vorgeschichte, die den Titel der Operette erklärt, handelt wie folgt: Herr von Eisenstein lässt den Notar Dr. Falke nach einer Ballnacht betrunken und als Fledermaus verkleidet am Morgen durch die Strassen irren. Das ist für den Notar, der von dem Zeitpunkt an Dr. Fledermaus genannt wird, eine peinliche Situation. Er will sich an Eisenstein rächen. Wie er bei der "Rache der Fledermaus" vor sich geht, erzählt die Operette.

1. Akt:
Adele, das Stubenmädchen, erhält eine Einladung zu einem Fest von Prinz Orlofsky, angeblich von ihrer Schwester Ida. Eisenstein muss wegen Beamtenbeleidigung eine Gefängnisstrafe antreten. Dr. Falke überredet ihn, mit ihm zum Souper bei Prinz Orlofsky zu kommen und die Gefängnisstrafe erst am nächsten Morgen anzutreten. Eisenstein ist bald überredet. Er nimmt Abschied von der "betrübten" Rosalinde, die aber schon Alfred, ihre Jugendliebe erwartet. Nachdem Eisenstein gegangen ist, kommt Alfred vorbei und macht es sich in Eisensteins Schlafrock gemütlich. Da kommt Frank, der Gefängnisdirektor vorbei, der Eisenstein persönlich inhaftieren will und hält Alfred für Eisenstein. Dieser geht mit Frank mit, um Rosalinde nicht in eine peinliche Situation zu bringen.

2. Akt:
Das Fest bei dem gelangweilten, aber reichen Prinzen ist voll im Gange. Alles verläuft so, wie Falke es sich vorgestellt hat. Adele erscheint in der Garderobe der gnädigen Frau und wird als Olga, die Künstlerin vorgestellt. Weiters erscheint Eisenstein, den Falke als Marquis Renard in die Gesellschaft einführt. Auch der Gefängnisdirektor erscheint unter falschem Namen Chevalier Chargrin. Der Höhepunkt ist das Erscheinen der ungarischen Gräfin. Diese maskierte Gräfin ist niemand anderer als Rosalinde, die entsetzt ist, dass ihr Mann sie angelogen hat und hier ungeniert mit dem Stubenmädel, das er für eine Künstlerin hält, und schließlich dann auch mit ihr selbst flirtet. Dabei gelingt es ihr, ihm seinen Damenköder, eine Uhr, abzunehmen. Man feiert, preist den Champagner, verbrüdert sich und macht sich nach der durchzechten Nacht wieder auf nach Hause, beziehungsweise ins Gefängnis.

3. Akt:
Im Gefängnis macht Eisenstein die Entdeckung, dass er bereits inhaftiert wurde, der Chevalier stellt sich als Gefängnisdirektor heraus. Eisenstein ist wütend als er erfährt, wie es dazu gekommen ist, dass Alfred mit ihm verwechselt wurde. Er kommt sich von Rosalinde hintergangen vor und schreit nach Rache. Rosalinde hält ihm daraufhin seine Uhr unter die Nase. Bevor die Situation eskaliert, erscheint Dr. Falke mit dem Prinzen und den Ballgästen und klärt Eisenstein auf, der ganz schön blamiert wurde. Schliesslich gibt man dem Champagner alle Schuld, Rosalinde und Eisenstein versöhnen sich und Eisenstein muss seine Gefängnisstrafe antreten.

Orchesterbesetzung

Streicher (2 Violinen 1, Viola, Violoncello, Kontrabass)
2 Flöten (2. mit Piccolo), 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauken und Schlagzeug

Literatur

Panagl, Oswald / Schweiger, Fritz: Die Fledermaus - Die wahre Geschichte einer Operette, Wien 1999.
Linke, Norbert: Die Geheimnisse der Fledermaus - Ich lade gern mir Gäste ein, Wien 2021.