Operetten-Lexikon

Die Winzerbraut

Operette in 3 Akten
Musik von Oskar Nedbal
Text von Leo Stein und Julius Wilhelm
Uraufführung: 11. Februar 1916 im Theater an der Wien (Österreich)

"Die Winzerbraut" ist ein heute leider vergessenes Meisterwerk von Oskar Nedbal und ist bei seiner Uraufführung 1916 im Theater an der Wien ein großer Erfolg und wird bis 1921 an die 300 Mal gespielt.

Rollen

Graf Milan Mikolic
Graf Nikola Mikolic
Baron Bojdan Lukovac
Franjo Svecak, Südfrüchtehändler
Julja Lella, Schauspielerin
Lisa Müller
Mizzi Müller, em. Hof-Ballettmeisterin
Kvirin, Haushofmeister bei Bogdan
Iwan, Diener auf Gut Mikolic

Handlung

1. Akt: In einer vornehmen Villa, mit Aussicht übers nächtlich beleuchtete Zagreb.
Der reiche Baron Bogdan, ein Lebemann, gibt für seine Freunde eines seiner ausschweifenden Feste. Zugleich feiert man die erfolgreiche Uraufführung einer pikanten Komödie, in der die Hauptdarstellerin Julia Lella ihre Liebelei mit dem Grafen Milan Mikulic bravourös umspielt. Auch hier auf dem Fest versucht sie vergeblich, Milans erloschene Leidenschaft wieder anzufachen. Als Sensation des Abends hat der Hausherr etwas Besonderes vorbereitet. Unter den liegen gebliebenen Briefen der Vorbesitzerin seiner Villa, einer alten Fürstin, fand sich ein ungemein reizvolles Porträtfoto. Es gehört zu den Unterlagen eines Mädchens aus Wien, das sich um die ausgeschriebene Stelle einer Gesellschafterin bewirbt. Eben diese Lisa Müller hat Bogdan als angeblich beauftragter Neffe der Fürstin für heute Abend herbestellt. Munter und arglos trifft sie ein und ist zuerst befremdet von der Abwesenheit der Fürstin, dem Trubel im Haus und vom aufdringlichen Verhalten des Pseudo-Neffen. Als Bogdan ihr bedrohlich nahe rückt, greift einzig Graf Milan ein. Energisch nimmt er Lisa in seinen Schutz. Im Auto seiner vormaligen Geliebten entzieht er das verschreckte Mädchen dem Milieu, in das sie so gar nicht passt. Bogdan und Julia reagieren wütend.

2. Akt: Auf der Schlossterrasse des herrschaftlichen Gutes des Grafen Milan Mikulic in Slawonien.
Heute ist das volkstümliche Weinlesefest der auserkorenen Winzerbräute. Vor einigen Wochen, nach dem Skandal bei Bogdan, hat Milan Lisa hier bei seiner gräflichen Mutter untergebracht. Die wechselseitige Zuneigung der beiden ist deutlich zu spüren. Tatsächlich schwelt zwischen Lisa und Milan inzwischen mehr als nur Sympathie. Doch der sonst so draufgängerische Graf hat Hemmungen. Zu alt fühlt er sich für die Zwanzigjährige. Nachdem Milan Lisa seine schon beendete Geschichte mit Julia gestanden und sie ihm von ihrer harmlosen Romanze mit dem Jüngling Leander im Wiener Belvederegarten erzählt hat, stünde dem heiteren Ritual der Winzerbrautschaft, aber auch einer ernsthaften Heirat nichts im Weg. Doch es kommen unerwartete Gäste zum Fest. Einerseits die rachelüsterne Julia mit ihrem fröhlich hartnäckigen Verehrer Franjo und andererseits Milans Sohn Nikola, der eigentlich in Wien seinem Studium nachgehen müsste. Julia improvisiert eine Intrige. Soeben nämlich hat sie herausgefunden, dass dieser Nikola identisch mit Lisas Jüngling aus dem Belvederegarten ist. Milan, ohnehin mit seinem Alter hadernd, gibt die Bahn frei für den Sohn und Lisa, die beide wenig genug füreinander empfinden.

3. Akt: Einige Monate später, in der Wiener Wohnung von Mitzi Müller, der Mutter Lisas.
In der geräumigen Behausung hofft die ehemals umjubelten Ballerina Mitzi Müller die Früchte ihrer einstigen Tätigkeit mittels einer "Akademie für Anstandslehre und moderne Tänze" gewerblich nutzen zu können. Doch erscheint vorerst nur eine einzige Elevin. Nett und gelehrig ist dieses Fräulein Trude, aber auch etwas zerfahren. Denn sie hat, so vertraut sie Lisa an, einen glühenden, aber rätselhaften anonymen Verehrer. Entzückt preist sie seine zarten Gefühlsäußerungen, seit er sie im Belvederegarten angesprochen hat. Lisa ist nun überzeugt, dass das ihr wohlvertrauter Leander sein muss. Treu und sparsam muss er bei seiner bewährten Methode geblieben sein. Graf Milan Mikulic aber, der Lisa gesucht und soeben wieder gefunden hat, tut unter dem Vorwand, endgültig auf sie zu verzichten, genau das Gegenteil. Leichtfertig gibt er seinem Sohn Nikola seinen väterlichen Segen in Sachen Trude. Egal, ob er davon Gebrauch machen mag oder nicht. Die Verbitterung seiner Ex-Geliebten Julia hat sich verflüchtigt, denn sie hat erkannt, was sie lang schon geahnt hat. In ihrem verdrossenen Verehrer Franjo steckt doch weit mehr als nur ein lachhafter Wurstel.