Operetten-Lexikon

Paul Lincke (1866-1946)

geboren am 7. November 1866 in Berlin (Deutschland)
gestorben am 3. September 1946 in Hahnenklee (Deutschland)
begraben am Friedhof in Hahnenklee (Deutschland)

 

Paul Lincke wird am 7. November 1866 als Sohn des Magistratsdieners August Lincke und seiner Frau Emilie in Berlin geboren. Sein Vater, der als Geiger in mehreren kleinen Orchestern spielte, stirbt früh. Der kleine Paul entwickelt ein besonderes Interesse für Militärmusik und geht daher nach dem Abschluss der Realschule nach Wittenberge. Hier wird er in der Stadtmusikkapelle als Fagottist ausgebildet. Weiters erlernt er Tenorhorn, Schlagzeug, Klavier und Geige.

1884 erhält Paul Lincke am Central-Theater in Berlin ein erstes Engagement als Fagottist. Schon ein Jahr später wechselt er ans Ostend-Theater. 1886 heiratet er die 16-jährige Soubrette Anna Müller. In den nächsten Jahren sammelt Paul Lincke am Königsstädtischen Theater, am Belle-Alliance-Theater und am Parodie-Theater wertvolle Erfahrungen in der Unterhaltungs- und Tanzmusik. Er begleitet die Variete-Programme musikalisch und liefert eigene Kompositionen.

1897 kommte sein erster revueartiger Einakter "Venus auf Erden" im Apollo-Theater zur Aufführung. Zwei Jahre lang ist Paul Lincke bei den Folies Bergere in Paris, dem wohl berühmtesten europäischen Variete, engagiert. Danach kehrt er wieder an das Apollo-Theater nach Berlin zurück. 1899 wird seine "Frau Luna" mit großem Erfolg uraufgeführt. Im selben Jahr folgt "Im Reiche des Indra" und 1902 die Operette "Lysistrata".Das Textbuch zu beiden Werken stammt von Heinz Bolten-Baeckers.

Aus seiner Beziehung zur Schauspielerin Ellen Sousa entstammt ein unehelicher Sohn. 1908 wird Paul Lincke von  Richard Schultz als erster Kapellmeister und Komponist an das Metropol-Theater engagiert. Die pompösen Ausstattungsrevuen des Metropol-Theaters gehören zur größten Attraktion Berlins.

1941 wird Paul Lincke an seinem 75. Geburtstag zum Ehrenbürger von Berlin ernannt. 1943 gastiert er in Marienbad. Dort dirigiert er "Frau Luna", deren Uraufführung 1899 als Geburtsstunde der Berliner Operette gilt. Während seiner Abwesenheit wird seine Wohnung und sein Verlag in Berlin bei einem Bombenangriff zerstört. Nach Kriegsende will Lincke wieder nach Berlin zurückkehren, was ihm aber verweigert wird. Erst mit Hilfe eines amerikanischen Generals kann er in das oberfränkische Arzberg und später nach Hahnenklee übersiedeln. Hier stirbt Paul Lincke kurz vor seinem 80. Geburtstag. Er wird auf dem Hahnenkleer Friedhof begraben.

Werke

Venus auf Erden (Operette, Berlin 1897)
Frau Luna (Operette, Berlin 1899)
Im Reiche des Indra (Operette, Berlin 1899)
Fräulein Loreley (Operette, Berlin 1900)
Lysistrata (Operette, Berlin 1902)
Nakiris Hochzeit (Operette, Berlin 1902)
Prinzeß Rosine (Operette, Berlin 1905)
Grigri (Operette, Berlin 1911)
Casanova (Operette, Darmstadt 1913)
Ein Liebestraum (Operette, Hamburg 1940)

Literatur

Nick, Edmund: Paul Lincke, Hamburg 1953.
Born, Franz: Berliner Luft - Eine Weltstadt und ihr Komponist Paul Lincke, Berlin 1966.
Schneidereit, Otto: Paul Lincke und die Entstehung der Berliner Operette, Berlin 1977.
Kutscher, Jan: Paul Lincke - Sein Leben in Bildern und Dokumenten, Mainz 2016.