Operetten-Lexikon

Friederike

Singspiel in 3 Akten
Musik von Franz Lehár
Text von Ludwig Herzer und Fritz Löhner-Beda
Uraufführung: 4. Oktober 1928 am Metropol-Theater in Berlin (Deutschland)

Der Komponist Franz Lehár selbst bezeichnete seine vorletzte Operette "Friederike" als Singspiel. Das Textbuch von Ludwig Herzer und Fritz Löhner-Beda wurde vielfach kritisiert. Wie kann man historische Figuren wie die Dichter Goethe und Lenz als schmachtende Operettenhelden auf die Bühne bringen? Die beiden Librettisten gingen aber mit dem heiklen Stoff sehr behutsam um. Herzer selbst sagte, er sei sich der großen Verantwortung bewusst gewesen, die wir dem geheiligten Namen Goethes gegenüber schulden. Auch dem Komponisten Franz Lehár war von Anfang an klar, dass er für dieses Werk sein Bestes geben müsse. Diesen Anspruch hat er kompositorisch gesehen auch erfüllen können. Er bot beste Instrumentation, meisterhaft gebaute Szenen und keinerlei banale Melodik. Das Bühnenwerk erlebte seine Uraufführung am 4. Oktober 1928 mit Richard Tauber in der Hauptrolle des jungen Goethe und Käthe Dorsch als Friederike Brion. Trotz aller Kritik aus dem intellektuellen Lager wurde das Bühnenwerk mit oder gerade wegen Richard Tauber als Goethe zu einem Riesenerfolg.

Rollen

Johann Jakob Brion, Pfarrer in Sesenheim
Magdalena, seine Frau
Friederike, seine Tochter
Salomea, seine Tochter

Johann Wolfgang Goethe, stud. jur.
Jakob Michael Reinhold Lenz, cand. theol.
Karl August, Großherzog von Sachsen-Weimar
Hauptmann von Knebel, Prinzenerzieher
Weyland, Lenz und Lerse, Studenten
Madame Schöll

Gesellschaft und Bauernvolk (Chor)

Handlung

1. Akt: Vor dem Pfarrhaus in Sesenheim im Elsass, im Jahr 1771.
Der Sesenheimer Pfarrer Jakob Brion hat zwei unterschiedliche Töchter. Salomea ist lebenslustig und eitel, während Friederike ein ernstes, in sich gekehrtes Gemüt besitzt. Als einmal der junge Jusstudent Johann Wolfgang Goethe begleitet von einigen Studentenkollegen zu Besuch kommt, haben es Weyland und Lenz auf Salomea abgesehen. Sie ist einem kleinen Flirt nicht abgeneigt und fühlt sich sehr geschmeichelt, weil gleich zwei junge Burschen sie umwerben. Goethe aber fühlt sich mehr zu Friederike hingezogen. Ihr ernsterer Charakter kommt seinem eigenen Naturell entgegen. Er wagt es aber noch nicht, sie zu küssen, denn er ist abergläubisch. Als er einmal in Straßburg eine Schöne geküsst hatte, verfluchte sie alle diejenigen, die Goethes Herz nach ihr erobern wollten. Doch als Goethe sich von Friederike verabschiedet, kann er sich nicht mehr zurückhalten, umarmt und küsst sie innig.

2. Akt: Bürgerlicher Salon in der Stadt Straßburg im Elsass, im Jahr 1771.
Goethe ist bei der angesehenen Dame des Großbürgertums Madame Schöll eingeladen. Auch ihre beiden Nichten Friederike und Salomea Brion sind bei ihr zu Besuch. Salomea ist inzwischen mit Weyland verlobt. Auch Goethe möchte heute diesen Schritt wagen. Als er gerade seiner angebeteten Friederike den Ring an den Finger stecken will, wird die Verlobung durch die Ankunft des Hauptmanns und Prinzenerziehers von Knebel gestört. Knebel bringt Goethe die Botschaft, dass der Großherzog von Sachsen-Weimar darum bitte, er möge in seine Dienste treten. Jetzt ist Goethe ist in höchster Entscheidungsnot. Einerseits fühlt er sich geehrt, von hoher Stelle berufen zu werden und andererseits weiß er aber, dass er dafür ledig bleiben muss. Schlussendlich sagt er dem Hauptmann ab. Weyland glaubt nun eingreifen zu müssen und macht seiner künftigen Schwägerin Friederike klar, dass der Ruf an den Hof eine einmalige Chance sei, die ein Genie wie Goethe unbedingt annehmen müsse. Es gelte hier, in größeren Dimensionen zu denken. Friederike ist von Weylands Worten so beeindruckt, dass sie ihrem Geliebten vorspielt, es mit ihrer Liebe zu ihm nicht ernst gemeint zu haben. Der geschockte Goethe erkennt das Mädchen nicht wieder und verlässt er das Haus, ohne sich zu verabschieden. Friederike bleibt traurig zurück.

3. Akt: Vor dem Pfarrhaus in Sesenheim im Elsass,im Jahr 1779.
Nach acht Jahre kommt Goethe wieder einmal ins Elsass. Er macht Station im Pfarrhaus von Sesenheim, wo er früher so oft zu Gast war. Inzwischen ist dem Dichter aber klar geworden, welches Opfer Friederike damals für ihn gebracht hat, als sie seiner glanzvollen Zukunft nicht im Wege stehen wollte. So nehmen Goethe und Friederike diesmal bewegt Abschied voneinander.

Musiknummern

O Mädchen, mein Mädchen, wie lieb ich dich
Sah ein Knab' ein Röslein stehn
Warum hast du mich wach geküsst
Kleine Blumen, kleine Blätter

Orchesterbesetzung

Streicher
2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen
Harfe und Schlagzeug