Operetten-Lexikon

Die stumme Serenade

Operette mit 1 Vorspiel, 6 Bilder und 4 Zwischenspiele
Musik von Erich Wolfgang Korngold
Text von Victor Clement, Bert Reisfeld und Erich Wolfgang Korngold
Uraufführung: konzertant 1951 über Radio Wien (Österreich) und szenisch am 10. November 1954 am Stadttheater Dortmund (Deutschland)

Erich Wolfgang Korngold komponiert Die stumme Serenade zwischen 1946 und 1950. Das Bühnenwerk ist ursprünglich als abendfüllende Oper in englischer Sprache für den Broadway geplant. Bei der szenischen Uraufführung wird das Bühnenwerk dann von Korngold selbst aber als musikalische Komödie bezeichnet. Es ist aber weder eine Oper noch eine musikalische Komödie, sondern eigentlich eine Berliner Operette mit Jazz-Elementen. Gleich nach der Uraufführung verschwindet das Werk von den Bühnen und wird 53 Jahre nicht mehr aufgeführt. Erst 2007 kommt es in München wieder zur Aufführung. Die österreichische szenische Erstaufführung findet am 5. Juni 2023 in der Wiener Kammeroper statt.

Rollen

Andrea Coclé, ein berühmter Modeschöpfer
Silvia Lombardi, eine berühmte Schauspielerin
Luise, Probierdame in Coclés Modesalon
Sam Borzalino, Zeitungsreporter
Caretto, Polizeiminister
Bettina, Kammerfrau bei Silvia Lombardi
Laura, Geschäftsführerin von Coclé
Benedetto Lugarini, Ministerpräsident
Pater Orsenigo, Beichtvater des Königs
Der Vorsitzende des Gerichtshofs
Carlo Marcellini, Attentäter

Drei Probierdamen, später Zofen (Damen-Trio)
Offiziere, Richter, Geschäftsdiener, Soldaten, Zuschauer im Gerichtssaal

Handlung

Ort und Zeit: Neapel 1820
Ein Mann bricht in der Villa der berühmten Schauspielerin Silvia Lombardi ein, steht an ihrem Bett und versucht sie zu küssen. Zeitgleich legt ein Attentäter eine Bombe unter das Bett des Ministerpräsidenten Lugarini, des Verlobten der Schauspielerin. Silvia erwacht und ruft um Hilfe, aber der unbekannte Mann ist verschwunden. In ganz Neapel herrscht große Aufregung, denn für Frauenraub gilt die Todesstrafe. Hinter beiden Taten wird ein und dieselbe Person vermutet. Polizeiminister Caretto verhaftet den berühmten Modeschöpfer Andrea Coclé, der in seine Kundin Silvia sichtlich verliebt ist. Der Reporter Sam Borzalino recherchiert für einen Zeitungsartikel über die Verhaftung und lernt dabei Luise, die erste Probierdame in Coclés Modesalon kennen. Coclé gibt zu, dass er in Silvias Garten eingedrungen ist, um für sie eine Serenade zu singen. Weil ihn aber niemand gehört hat, behauptet er, das Lied wäre nur eine „stumme Serenade“ gewesen. Das Attentat auf den Ministerpräsidenten habe er aber nicht verübt.

Der Ministerpräsident Lugarini verlangt vom Polizeiminister, den Attentäter bis zum Ende des Tages festzunehmen, sonst drohe ihm der Verlust seines Polizeipostens. Caretto ist verzweifelt. Aber genau in diesem Moment erfährt er von Pater Orsenigo, dass der König zu seinem Geburtstag einen Verurteilten begnadigen wolle. Der Polizeiminister hat eine Idee, die alle Probleme löst. Coclé soll auch das Attentat auf den Ministerpräsidenten gestehen, denn der König würde ihn dann sowieso begnadigen. Der Modeschöpfer lässt sich darauf ein. Andrea Coclé gesteht also vor Gericht beide Verbrechen. Seine Geschäftsführerin Laura, die in ihren Chef heimlich verliebt ist, versucht, ihn mit einem falschen Alibi zu retten. Aber der Gerichtsvorsitzende verurteilt den Modeschöpfer zum Tode. Der Reporter Sam ist schockiert, dass dem Verurteilten auch noch die gesamten Prozesskosten angelastet werden.

Als plötzlich der König über Nacht stirbt und kann die Begnadigung nicht mehr stattfinden. Vor der Hinrichtung soll Andrea Coclé noch ein letzter Wunsch erfüllt werden. Er wünscht sich ein Diner mit der berühmten Schauspielerin Silvia Lombardi und bei diesem Abendessen verlieben sie sich. Das Volk von Neapel zettelt eine Revolution an und stürzt den verhassten Ministerpräsidenten, befreit  Andrea Coclé und setzt ihn als neuen Regierungschef ein. Jetzt kann er Silvia heiraten.

Der wahre Attentäter Carlo Marcellini meldet sich stolz beim neuen Regierungschef und beansprucht den Regierungssessel für sich. Da Andrea sich nicht wirklich bereit zum Regieren fühlt, beendet er seine kurze Politikerkarriere und überlässt seinen Posten Carlo Marcellini.