Operetten-Lexikon

Meine Schwester und ich

Musikalische Komödie in 2 Akten mit Vor- und Nachspiel
Musik von Ralph Benatzky
Text von Robert Blum und Ralph Benatzky
Uraufführung: 29. März 1930 in Berlin (Deutschland)

Neben "Im weissen Rössl" gehört die musikalische Komödie "Meine Schwester und ich" zu den bekanntesten Stücken von Ralph Benatzky. Benatzky schrieb im Jahre 1930 diese herrliche Verwechselungskomödie, in der Ohrwürmer wie "Ich lade Sie ein, Fräulein" und "Mein Mädel ist nur eine Verkäuferin" das Publikum begeistern. Benatzkys Lustspiel "Meine Schwester und ich" schildert die Scheidungsgeschichte des Musikgelehrten Dr. Fleuriot gegen seine Frau Dolly, eine gebürtige Prinzessin Saint-Labiche. Unter der Regie von Paul Martin wird das Lustspiel 1954 mit Sonja Ziemann, Adrian Hoven, Herta Staal, Paul Hörbiger und Werner Fuetterer in den Hauptrollen verfilmt. 1956, 1966, 1975 und 2005 entstehen weiter TV-Verfilmungen dieser musikalischen Komödie.

Rollen

Dolly Fleuriot, Prinzessin Saint Labiche (Sopran)
Dr. Roger Fleuriot, Bibliothekar (Tenor)
Graf Lacy de Nagyfaludi (Tenorbuffo)
Filosel, Inhaber des Schuhgeschäfts (Komiker)
Irma, Verkäuferin (Soubrette)
Gerichtspräsident (Tenor)
Gerichtsdiener (Bariton)
Erster Beisitzer (Sprechrolle)
Zweiter Beisitzer (Sprechrolle)
Henriette (Alt)
Charly, Kammerdiener (Bariton)
Kunde bei Filosel

Handlung

Vorspiel: Im Gerichtssaal
Dr. Roger und Dolly Fleuriot lassen sich wegen "unüberwindlicher Abneigung" scheiden. Dem Richter kommt das  aber seltsam vor. Die beiden Eheleute machen nämlich den Eindruck, als seien sie immer noch ineinander verliebt. Der Richter fordert die Beiden deshalb auf, zu erzählen, wie sie sich kennen gelernt haben und wie sich ihr Eheleben abgespielt hat.

1. Akt: Bibliothek im Schloss Saint-Labiche in Paris, um 1930.
Die reiche junge Prinzessin Dolly Saint-Labiche kann es sich leisten, einen eigenen Bibliothekar zu beschäftigen. Der Musikwissenschaftler Dr. Roger Fleuriot schwärmt für seine Arbeitgeberin, ist aber viel zu schüchtern. Weil er aus einfachen Verhältnissen stammt, betrachtet er ihren Reichtum als Hindernis, das es ihm verbietet, der Dame des Hauses über das beruflliche Verhältnis hinaus näher zu kommen. Dollys zarte Versuche, Fleuriot aus der Reserve zu locken, führen nicht zum Ziel. Sie hat noch dazu den reichen Grafen Lacy als Verehrer, aber mehr als freundschaftliche Gefühle empfindet sie für diesen nicht. Sie erzählt Lacy, dass sie ganz unglücklich verliebt ist, sagt aber nicht in wen. Fleuriot kann es auf Dauer nicht ertragen, tagtäglich eine Frau zu treffen, der er aber seine Gefühle nicht offenbaren kann. Um auf andere Gedanken zu kommen, bewirbt er sich an der Universität von Nancy um eine Professorenstelle. Als er sich von seiner Chefin verabschiedet, erklärt sie ihm, ihre Schwester arbeite in Nancy als Verkäuferin im Schuhgeschäft Filosel. Er möge doch so nett sein und ihrer Schwester einen Ring samt Brief überbringen. Was Fleuriot aber nicht wissen kann, ist, dass Dolly die Schwester nur erfunden hat, um sie nachher selbst zu spielen.

2. Akt: Im Schuhgeschäft in Nancy
Monsieur Filosel, der Inhaber des Schuhgeschäfts, hat Probleme mit seiner Verkäuferin Irma. Sie träumt davon, Revuestar zu sein. Der Kaufmann ist daher glücklich, als eine hübsche junge Dame ihn bittet, sie als Verkäuferin einzustellen. Irma wird kurzerhand gekündigt und bekommt eine gute Abfindung. Schon nach kurzer Zeit betritt Dr. Roger Fleuriot das Schuhgeschäft. Er erkennt sofort in der neuen Verkäuferin Dollys Schwester, denn die Ähnlichkeit ist  verblüffend. Er verliebt sich auf den ersten Blick in die hübsche und junge, aber arme Schuhverkäuferin. Dolly kann es kaum fassen, dass ihr Plan so gut zu gelingen scheint. Kaum hat Fleuriot den Laden verlassen, kommt ein neuer Kunde. Es ist Graf Lacy. Irgendjemand scheint ihm verraten zu haben, wohin das Schicksal seine angebetete Dolly geführt hat. Als er aber von der übermütigen Irma bedient wird, ist er gleich Feuer und Flamme für diese. Fleuriot kommt zurück, um "Dollys Schwester" abzuholen und nach einem Kuss gehen die beiden Verliebten aus dem Schuhgeschäft.

Nachspiel: Wieder im Gerichtssaal
Mit Spannung hat das Gericht Fleuriots Erzählung gelauscht. Er erzählt noch, dass er schon wenige Wochen nach der Hochzeit "Dollys Schwester" auf die Schliche gekommen ist. Nachdem sie ihm die volle Wahrheit gestanden hatte, sei er wieder der alte gehemmte Musikwissenschaftler gewesen. Der Richter lehnt aber dieScheidung der Beiden ab. Fleuriot solle es noch einmal mit seiner ihm angetrauten Prinzessin Dolly versuchen. Reichtum sei keine Last, sondern erleichtere das Leben. Man merke ganz deutlich, dass bei Fleuriot und seiner Frau die Liebe noch lange nicht erloschen ist. Auf so einem Fundament lasse sich trefflich eine glückliche Ehe errichten, die ein Leben lang halten würde. Darauf verlassen Roger und Dolly Hand in Hand den Gerichtssaal.

Musiknummern

1. Der nächste Fall (Vorspiel bei Gericht )
2. Hast du schon einmal 5.000 Francs gehabt? (Duett)
3. Ich bin wirklich doch sonst nicht so (Tango)
4. Lieb' im Entstehen fühlt mehr als sie sagt (Terzett)
5. Mein Freund, in mir ist ein Gefühl erwacht (Langsamer Tango)
6. Wie war das eigentlich mit der kleinen Prinzessin Radzivill (Musikalische Szene)
7. Man hat so manchmal das Gefühl (Walzerlied)
8. Da fährt sie fort mit dem Kavalier (Finale I)
9. Finale I
10. Sie kommen heute in uns're Palastrevue (Revue-Parodie)
11. Sie sind entlassen! - Na, da gratulier' ich (Terzett)
12. Intermezzo
13. Ich lade Sie ein, Fräulein (Shimmy)
14. Der Walzertakt (Chanson des Lacy)
15. Jeder macht's - Alles ist verliebt (Quartett)
16. Mein Mädel ist nur eine Verkäuferin (Chanson)
17. Mein Mädel ist nur eine Verkäuferin (Reprise)
18.  Ach, wie beglückend (Ensemble)
19. Ich lade Sie ein, Fräulein (Reminiszenz, Finale II)
20. Medley

Gesamtdauer: ca. 2 1/2 Stunden

Orchesterbesetzung

Streicher
Flöte, Oboe, Saxophon 1+2, Klarinette 1+2, Fagott, Horn 1+2, Trompete 1+2, Posaune
Harfe, Celesta, Banjo, Schlagzeug
Bühnenmusik: Violine, Klavier