Operetten-Lexikon

Der fidele Bauer

Operette in 2 Akten mit einem Vorspiel
Musik von Leo Fall
Text von Victor Leon
Uraufführung: 27. Juli 1907 in Mannheim (Deutschland)

Mit "Der fidele Bauer" erringt Leo Fall seinen Durchbruch als Komponist der "Silbernen Operette". Das Libretto verfasst Victor Leon. Die Uraufführung findet am 27. Juli 1907 in Mannheim unter der Leitung von Robert Stolz statt. Das bekannteste Lied der Operette ist zweifellos "Heinerle, Heinerle, hab‘ kei Geld". Es ist der Schlager  des Bühnenstücks. Aber auch andere Musiknummern aus der Operette brauchen sich nicht dahinter zu verstecken. "Der fidele Bauer" wird zweimal für das Kino (1927 und 1951) und einmal für das Fernsehen (1973) verfilmt.

Rollen 

Matthäus Scheichelreuther, der fidele Bauer
Stefan Scheichelreuther, sein Sohn
Annamirl Scheichelreuther, seine Tochter
Lindoberer, ein reicher Bauer
Vincenz Lindoberer, sein Sohn
Lisi, Magd beim Bauern Scheichelreuther
Heinerle, deren Sohn
Geheimrat von Grunow
Viktoria von Grunow, dessen Ehefrau
Horst von Grunow, Leutnant bei den Husaren
Friederike, dessen Schwester
Zopf, ein Polizist
Drei Burschen
Raudaschl und Endletzhofer, zwei Bauern
Franz, Diener
Toni, Stubenmädchen

Bauernvolk, Knechte, Mägde, Gaukler, Kaufleute und Studenten.

Handlung

Vorspiel: Am Dorfplatz eines fiktiven oberösterreichischen Bauerndorfes
Matthäus Scheichelreuther ist ein nicht gerade begüterter, aber trotzdem gut gelaunter Bauer. Er ist seit vielen Jahren Witwer. Auf dem Sterbebett hat seine Frau noch den Wunsch geäussert, dass ihr einziger Sohn Stefan, einmal Pfarrer werden solle. Nach erfolgreich bestandenem Abitur sagt nun Stefan seinem Vater und seiner Schwester Annamirl Lebewohl. Er geht in das ferne Wien, um das Studium der Theologie zu beginnen.

1. Akt: Dörflicher Rummelplatz
Elf Jahres ist Stefan nun schon in Wien. Der alte Scheichelreuther erfährt, dass er heute Besuch von seinem Sohn erhalten wird. Auch Annamirl ist mächtig stolz auf ihren "studierten" Bruder. Sie zeigt ihrem Freund Vincenz, den sie schon seit Kindheit an kennt, nur noch die kalte Schulter, denn sie ist ja jetzt etwas "Besseres". Im Dorf wird gerade Kirchweihe gefeiert. Vincenz muss morgen seinen Wehrdienst antreten und möchte zum Abschied mit Annamirl tanzen, aber sie lehnt das strikt ab. Lisi, die Kuhmagd bei Scheichelreuther, die ihrer Haarfarbe wegen vom ganzen Dorf nur die „rote Lisi“ genannt wird, bummelt mit ihrem nichtehelichen Sohn Heinerle über den Rummelplatz. Immer, wenn der Bub einen Wunsch äussert, beteuert ihm seine Mutter, dass sie kein Geld habe. Stefan kommt, um seine Familie zu besuchen. Wie sich herausstellt, hat er in Wien das Studium der Theologie bald an den Nagel gehängt und stattdessen Medizin studiert. Gegenüber der ländlichen Bevölkerung gibt er sich etwas abgehoben. Auch sein Vater muss schmerzhaft feststellen, dass sich sein Sohn sehr verändert hat. Stefan schämt sich geradezu seiner bäuerlichen Herkunft und hat sich zu einem arroganten Schnösel entwickelt. Der alte Scheichelreuther muss dann auch noch erfahren, dass sich sein Sohn mit der Tochter eines Geheimrats aus Berlin verlobt hat und noch heute weiterreisen wird, weil er seine Braut in wenigen Tagen heiraten möchte. Vater und Schwester sind nicht zur Hochzeit eingeladen. Den alten Scheichelreuther überkommt eine tiefe Traurigkeit und Zorn. Um seinem Sohn eins auszuwischen, beschließt er, den Sohn seiner Kuhmagd zu adoptieren.

2. Akt: Eleganter Salon in Stefans Wiener Villa
Stefan ist nun schon ein Jahr mit Friederike von Grunow verheiratet. Er betreibt eine gut gehende Arztpraxis in Wien und hat es bis zum Universitätsprofessor gebracht. Nicht einmal seiner eigenen Frau hat er seine bäuerliche Herkunft verraten. Das Paar erhält Besuch aus Berlin. Geheimrat von Grunow mit seiner Ehefrau Viktoria und seinem Sohn Horst, einem stolzen Husarenleutnant, wollen sehen, wie es den beiden Jungverheirateten geht. Matthäus Scheichelreuther, seine Tochter Annamirl, Stefans Patenonkel Lindoberer und dessen Sohn Vincenz haben sich auch dazu entschlossen, das junge Paar ohne Vorwarnung am selben Tag in Wien zu besuchen. Der alte Scheichelreuther hat seine Zipfelmütze auf und die Ziehharmonika dabei. Die vornehme Berliner Verwandtschaft gibt sich entsetzt, als sie feststellen müssen, aus welchen Verhältnissen Stefan stammt. Friederike soll  ihren Gatten sofort verlassen. Friederike aber verhält sich besonders freundlich zu den Dorfbewohnern und ihre nette Art springt allmählich auch auf ihren Gatten und die Berliner Verwandtschaft über. Bauer Scheichelreuther kann jetzt endlich wieder stolz auf seinen Sohn sein und am Ende werden auch Annamirl und Vincenz ein glückliches Paar.

Musiknummern

Heinerle, Heinerle, hab‘ kei Geld
Und ich trag‘ a Zipfelhaub’n
Hollodrioh, Rekruten sind wir vier!
Morgen muss ich fort von hier
Jeder tragt sei Pinkerl und steht oft im Winkerl
O frag‘ mich nicht, mein süßer Schatz
Ist man auch ein Bauer